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Bulgarischer Tourismus 2025: Erfolge und Unsicherheiten

Freitag, 19 Dezember 2025, 14:50

Bulgarischer Tourismus 2025: Erfolge und Unsicherheiten

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Stabilität, leichter Zuwachs, aber zugleich hohe Sensibilität gegenüber äußeren Erschütterungen prägten das Bild des bulgarischen Tourismus im ausklingenden Jahr 2025. Die endgültigen Jahresdaten liegen noch nicht vor. Doch die Branche verzeichnete ein ruhiges und erfolgreiches Jahr – trotz politischer Turbulenzen und der offenen Fragen rund um den Beitritt zur Eurozone. Nach Einschätzung des Tourismusexperten Konstantin Sankow lagen die Zuwächse im Sektor zwischen 2 und 15 Prozent. Diese Zahlen müsse man jedoch differenziert betrachten:

„Einige Destinationen verzeichneten 10 bis 15 Prozent. Wenn wir etwa Schabla (Nördliche Schwarzmeerküste) oder Belogradtschik (Nordwestbulgarien) betrachten – dort können die Werte tatsächlich hoch sein. Wenn wir jedoch die großen Unterkunftskapazitäten in Sofia, Plowdiw, Warna oder Burgas anschauen – dort ist das Bild weit weniger dynamisch. Am besten schnitten die SPA-Destinationen ab. Sie konnten das ganze Jahr über eine hohe Auslastung halten. Auch die Winterkurorte, die im Sommer geöffnet hatten, lagen gut im Rennen. Beim Umsatzwachstum können wir von etwa 5 Prozent sprechen, aber alles hängt davon ab, wie man die Statistik liest.“ 

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Ein Problem bleibt die ausgeprägte Saisonabhängigkeit des Sektors – trotz Klimaveränderungen und einer verlängerten Sommersaison. Sankow weist darauf hin, dass das frühe Schließen von Hotels und Gastronomiebetrieben an der Schwarzmeerküste deren tatsächliches Potenzial erheblich schmälert:

„Der September ist eine wunderbare Zeit für einen Strandurlaub. Ich selbst fahre dann – das Wetter ist angenehm, die Preise sind moderater, die Qualität höher. Aber viele Destinationen sind wie ausgestorben. Nach dem 6. oder 7. September schließen Restaurants und Attraktionen massenhaft. Man verbringt den Urlaub quasi nur im Hotel, ohne zusätzliche Erlebnisse. Hotels mit SPA-Angeboten schneiden zwar gut ab, aber es fehlt an Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Staat und Gemeinden, um das Produkt gemeinsam weiterzuentwickeln. Wir könnten problemlos bis Mitte Oktober arbeiten und Veranstaltungen oder Festivals anbieten, aber viele Unternehmer agieren noch nach alter Gewohnheit.“ 

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An der nördlichen Schwarzmeerküste ist die Lage moderat positiv. Der Bürgermeister der Gemeinde Schabla, Marian Schetschew, beschreibt eine Saison mit stabilem, wenn auch nicht großem Wachstum. Das Touristenprofil blieb 2025 unverändert – überwiegend Individualurlauber, die ihre Reise selbst organisieren:

„Wenn wir die Saisons nacheinander vergleichen, sehen wir einen Anstieg bei Touristenzahlen und Übernachtungen von etwa 5 Prozent, registriert in unserem Tourismusinformationssystem. Trotz der starken Konkurrenz durch Griechenland und der eingeschränkten Möglichkeiten auf einigen nördlichen Märkten wie der Ukraine und Russland war die Saison dennoch erfolgreich. Ein Teil der Ausfälle wurde durch Touristen aus Moldawien kompensiert, aber hauptsächlich stützten wir uns auf bulgarische und rumänische Gäste.“ 

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Aus Sicht des organisierten Tourismus wird 2025 als sehr erfolgreich bewertet. Pawlina Iliewa vom Zusammenschluss „Zukunft für den Tourismus“ berichtet, dass die Unternehmen gut gearbeitet haben, verschweigt aber die Herausforderungen für die Reiseveranstalter nicht:

„Sie wissen, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine großen Einfluss auf uns hat. Dieses Jahr gab es Reiseverbote für Russland. Und das Problem mit dem Sueskanal blockierte Reisen von und nach Israel und Jordanien. Für uns bleiben jedoch die politisch-ökonomischen Erschütterungen und Naturkatastrophen die schwierigsten Faktoren. Sie sind schwer zu bewältigen und wirken sich unmittelbar auf die touristischen Pakete und die Geschäftsplanung aus.“ 

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Der Sektor sah sich 2025 erneut mit altbekannten Hindernissen konfrontiert – Fachkräftemangel, Inflation, politische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheit. Nach Einschätzung von Konstantin Sankow birgt die Euro-Einführung ab dem 1. Januar das Risiko, dass Lieferanten Grundpreise erhöhen, was sich automatisch auf das touristische Endprodukt auswirkt. Zusätzlich wartet die Branche auf Klarheit über den Haushalt 2026 und die Regeln für die kommenden Monate: 

Konstantin Sankow

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„Das betrifft im Grunde jeden Wirtschaftszweig – die Regulierungen rund um SUPTO (staatliche Softwarekontrolle der Verkaufsprozesse), Themen wie Sozialabgaben, Steuerpolitik... Diese Unklarheit verunsichert jedes Unternehmen, auch die Tourismusbranche. Aktuell wirkt sich das nicht stark auf die Nachfrage aus, wir sehen keinen sichtbaren Rückgang. Aber es beunruhigt den Unternehmer, der seine Einnahmen und Ausgaben sehr genau planen muss, um seine Kalkulation solide aufzustellen“, so Sankow abschließend. 


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Übersetzung: Lyubomir Kolarov 

Gestaltet von Lyubomir Kolarov